Der Friedensvertrag
Als vor über tausend Jahren das Volk der Gälen begann Irland zu besiedeln, kam es zu blutigen Schlachten mit den Tuatha de Danaan. Den magischen Kräften der Tuatha de Danaan standen die Gälen mit eisernen Waffen gegenüber. Nach langem Ringen und unzähligen Opfern konnte Amergin, der Barde des gälischen Volkes, endlich einen Waffenstillstand verkünden. Der Friedensvertrag beinhaltete die Aufteilung der Welt: Die Tuatha de Danaan übernahmen alles, was unter der Erde liegt und die Gälen alles, was sich an der Oberfläche befindet. Doch obwohl danach offiziell Frieden herrschte, kam es über die Jahrhunderte immer wieder zu Kämpfen. Daher legten die Tuatha de Danaan in ihrer Weisheit einen dünnen magischen Schleier zwischen die beiden Welten. Durch diesen Schleier kann auch heute noch so mancher Wanderer von einem Reich zum anderen gelangen, obwohl die meisten Menschen nicht einmal wissen, dass es diese zwei getrennten Welten gibt.
Die Tuatha de Danaan haben nicht nur magische Kräfte, sie kennen auch das Geheimnis der Unsterblichkeit. Ihr Gedächtnis ist unergründlich und reicht weiter zurück, als wir uns vorstellen können.
Die Eberesche als Zeichen des Bundes
Als die Tuatha de Danaan das erste Mal nach Eire kamen, brachten sie Haselnüsse, Äpfel und süße Elsbeeren, die Früchte der Eberesche, aus ihrer Heimat mit. Dies war ihr Reiseproviant, obwohl sie auf ihrem Weg auch Honig sammelten und Kühe molken. Kurz nach ihrer Ankunft geschah es, dass der Barde, dem die Verwahrung der Beeren oblag, eine davon aus seiner Tasche verlor. Aus dieser Beere wuchs ein kräftiger Baum.
Ein Zeitalter später ließen sich die Söhne des Mil im Süden der Insel nieder und entdeckten bald, dass dieser Baum kein gewöhnlicher war. Die Beeren, die auf ihm wuchsen, zeigten magische Kräfte. Wer von ihnen aß, wurde nie mehr krank. Sein Geist war erfrischt und stets sorglos und frohen Mutes. Aß ein alter Mensch von ihnen, so wurde er sofort wieder jung und jedes Mädchen unter zwölf Lenzen, das davon naschte, erblühte zu großer Schönheit.
Nicht viel später erinnerten sich die Tuatha de Danaan, dass die Esche einer ihrer heiligen Bäume war und forderten sie zurück. Doch zu diesem Zeitpunkt war der Vertrag zwischen den Völkern– dass den Gälen alles über und den Tuatha de Danaan alles unter der Erdoberfläche gehören sollte- schon in Kraft. Doch da der Lebensbaum sowohl über als auch unter der Erde lebte, verpflichteten sich die Söhne des Mil, ihn als Symbol der Freundschaft zwischen den beiden Völkern für immer unter ihren Schutz zu nehmen.
Die Beeren dieses heiligen Baumes sind der Quell der unsterblichen Schönheit der Tuatha de Danaan, doch sie können auch töten, wenn man sie falsch zubereitet. Daher versprachen die Söhne des Mil nie ohne die Zustimmung der Tuatha de Danaan von den Beeren zu essen.
Doch mit der Besiedlung Albas kam nicht nur der Glaube an die Tuatha de Danaan mit über das Meer… .
Die Sidhe dubh
Doch es gibt auch Sidhe, die mit diesem Friedensvertrag nicht einverstanden sind. Sie werden Sidhe dubh, also schwarze Sidhe, genannt. Diese säen Hass und Zwietracht unter den Menschen und nähren sich von ihrem Leid. Oft entführen sie auch arglose Wanderer, die während der Hochfeste nicht zu Hause bleiben, da zu dieser Zeit die Schleier zwischen den Welten besonders dünn sind. So kann es geschehen, dass man bei einem Sturz von einem Pferd niemals den Boden erreicht, sondern vorher von den Sidh dubh entführt wird. Zu ihnen gehören z.B. die Rotkappen, die sich von dem Hass der Menschen und dem Blut von im Kampf erschlagenen Menschen ernähren. Sie färben sich ihr Haar mit diesem Blut, daher der Name Rotkappen.
Eine weitere Sidh dubh ist die Caileach, die als Wäscherin an der Furt vom baldigen Tod kündet. Sie stiehlt Müttern ihre Kinder aus dem Kindbett- vor allem unglückliche und schwache Mütter sind hier anfällig.
Die Sidhe und die Sidhe dubh bekämpfen sich gegenseitig.